Wolfgang Kaufmann ist Österreichs erster Space Coach. Er begleitet nicht nur Weltraumtouristen   

Du schwebst durch den Raum, machst Purzelbäume. Bald weißt du nicht mehr, wo oben und unten ist. Dir wird übel, dein Herz schlägt immer schneller. Du willst am liebsten raus. Im schlimmsten Fall folgt das Black-out. Und dafür hast du 250.000 Dollar bezahlt.

Der Trip ins Weltall ist harter Tobak für den Laien. Und doch ist er für zahlungskräftige Abenteurer in Reichweite gerückt. Der erste private Weltraumreisende war Nasa-Forscher Dennis Tito im Jahr 2001, seither hat sich eine Handvoll Millionäre ins All schießen lassen. Private Firmen wie Boeing, SpaceX von Tesla-Gründer Elton Musk oder Virgin Galactic von Milliardär Richard Branson widmen sich seit Jahren dem Weltraumtourismus. 2800 Menschen hätten bereits Tickets für die weite Reise ins All gekauft, sagt der deutsche Coach Alexander Maria Faßbender. “2,8 Millionen Menschen wollen laut Wirtschaftswaisen ins All und können es sich auch leisten.”

Mentale Vorbereitung
Faßbender hat vor fast vier Jahren die Space Coach Academy in Wien gegründet. Hier können künftige All-Touristen ihre Raumflugtauglichkeit testen . In anbahnender Kooperation mit dem European Astronaut Centre in Köln wurden unter anderem auch dort bereits 20 Space Coaches ausgebildet. Die Absolventen etwa aus Deutschland, Holland, den USA oder Russland sollen das leisten, was die Luftfahrtbehörden NASA und ESA bisher in Ansätzen nur für echte Astronauten anbieten: Die mentale Vorbereitung der All-Touristen auf die Extremsituation.

“Der Bedarf an Space Coaches ist riesig”, sagt Faßbender. Während Astronauten von Psychologen betreut würden, sollen Weltraumtouristen ins Raketenflugzeug einsteigen wie in einen Bus. Dabei sei das “eine enorme Belastung für Körper und Geist”, sagt Wolfgang Kaufmann: “Ein Raketenflugzeug hat 18 Millionen PS.” Der Mentalcoach hat als erster Österreicher den Lehrgang an der Space Coach Academy absolviert. Die Space Coaches trainieren ihre Wahrnehmung, gelehrt werden Techniken zu Stressprävention – unter anderem EMDR, eine Methode aus der Traumatherapie. Hier geht der Coach mit dem Klienten alle möglichen Stressfaktoren beim Flug durch: der enge Anzug, die Orientierungslosigkeit, Übelkeit, Turbulenzen. Die Augen des Klienten folgen den Handbewegungen des Coaches. Dem Gehirn wird eine REM-Phase vorgegaukelt, es schaltet auf Stressabbau, lösungsorientiertes Denken wird wieder möglich.

Für Unternehmen
“Eine schnelle Technik – der Klient ist nach ein bis zwei Sitzungen bereits stressfrei”, sagt Wolfgang Kaufmann. Er will die Methoden auch für Unternehmen einsetzen, zwei Drittel von ihnen hätten keinerlei Angebote zur Stressprävention für ihre Mitarbeiter. “Ich gehe mit dem Klienten den Arbeitstag durch – den Weg zur Arbeit, wie er eMails öffnet, mit Kollegen umgeht”, sagt Kaufmann. Stressoren würden neutralisiert.

Um auch Weltraumtouristen coachen zu können, heißt es Warten. Faßbender rechnet damit, dass Testflüge für den Weltraumtourismus 2016 starten. Mit Tesla-Chef Elon Musk ist er in Kontakt, ebenso wie mit Virgin Galactic und weiteren Anbietern. Denn die Space Coaches müssen die genau Flugbedingungen kennen – die seien je nach Anbieter unterschiedlich.

Demnächst will Faßbender seine Academy nach Barcelona übersiedeln. Dort hat die European Space Agency (ESA) einen Inkubator für Firmen eingerichtet. Auch er selbst will ins All – 2017/2018 soll es soweit sein.

Info: Am 23. Oktober startet der Space-Coach-Lehrgang in Köln (8900 Euro). www.space-coach-academy.com

 

kurierJuli2015

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